Hufrehe


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Dieses Schicksal ereilte uns leider im Januar 2002.

Eine völlig ungewöhnliche Zeit, sollte man nun annehmen, weil es doch eine typische Frühjahrskrankheit ist. Aber wie heißt es so schön – unverhofft kommt oft.

Dazu muß man sagen, das unsere Ponys nicht zu dick sind/waren, Futter nicht in rauhen Mengen in sich hinein stopfen dürfen und auch so bewegt, gepflegt und völlig verwöhnt werden.

Dennoch – am 06.01.2002 kamen mir abends 2 völlig lahme Ponys von der Winterweide entgegen. Am nächsten Tag war unser Tierarzt aus der Tierklinik Stift Quernheim hier und mein Verdacht der Hufrehe bestätigte sich. Wieso, weshalb und warum, das konnte uns der Tierarzt auch nicht so wirklich erklären. Wir tippen alle auf eine Vergiftungsrehe, da beide Ponys am gleichen Tag plötzlich auftretend und ohne Vorwarnung die Anzeichen zeigten.

Es folgte eine Behandlungsphase mit diversen Spritzen und Pülverchen (Brenadyl, Heparin, Equipalazone) vom Tierazt und nach kurzer Zeit waren Swana und Lilly auch wieder Schmerz- und Symptomfrei. Dennoch war vorerst die Weide gestrichen und natürlich wurde noch mehr auf korrektes Futter und nicht zu große Futtermengen geachtet.

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Das spätere Anweiden im Februar/März/April wurde ganz langsam und überaus portioniert in Angriff genommen. Swana ging es auch gut und ihr Babybauch wurde immer dicker und sie genoß Schritt- und Töltausritte und natürlich die stundenweise Weidezeiten auf der Portionsweide. Lilly hatte auch ganz lange Zeit keine Probleme, bis sie im April erneut einen Schub der Rehe bekam. Also wieder Tierarzt, Spritzen und Medikamente. Auch dieser Schub war schnell im Griff und es erschien alles super. Wir legten uns für Lilly einen Greenguard-Maulkorb zu und so bekam sie noch weniger Gras als sie eigentlich wollte.

Am 17.5.2002 bekam Swana ihr Fohlen und die ersten 2 Tage waren wir alle mehr als glücklich. Jedoch bekam Swana dann am zweiten Tag einen sehr, sehr schweren Hufreheschub. Es blieb uns nichts anderes übrig als Stute mit Fohlen in die Tierklinik Stift Quernheim zu bringen, weil unser Tierarzt keine andere Möglichkeit mehr sah. Er hatte Angst die Stute zu verlieren. Swana wurde dort mit Angußverbänden in eine Box gestellt – sie hatte vorher in ihrem Leben noch nie in einer Box gestanden – war aber wegen der Erkrankung mehr als ruhig. Außerdem war ja ihr Fohlen dabei, das war für sie die Hauptsache. Zusätzlich zum Equipalazone und zu Heparinspritzen und so weiter, wurde mein überaus wasserscheues Pferd dort auch täglich bis zu 4 mal in eine mit Wasser gefüllte Box gestellt – samt Fohlen. Ich hätte den ersten Versuch der Klinikangestellten gern gesehen, man berichtete mir schöne Experimente. Schlußendlich hat man sie wohl mit drei Mann rückwärts in das Wasser geschoben.

Ich hatte die Ärzte vorgewarnt!! Nach etwa einer Woche steten hin und herfahrens war ich fast fertig mit den Nerven und meine Umwelt sicher auch. Aber es ging Swana besser und die Röntgenbilder zeigten eine nur geringe Drehung des Hufbeins. Wir hatten alle viel schlimmeres befürchtet. So durfte ich Swana und Svandis nach 1 Woche Klinikaufenthalt wieder heim holen. War das eine Wiedersehensfreude bei Swana und Lilly! Nach der Erfahrung im Wassertreten, haben wir zu Hause auch Wasserbäder fortgeführt. Allerdings nicht in einer Box, sondern in schönen großen Maurerkübeln. Swana war davon anfangs nicht begeistert, aber die Kühlung überzeugte sie doch.

Svandis wurde in dieser Zeit schon mehr als selbstständig und erkundigte die nähere Umgebung des Offenstalls und des Hofes allein. Kam aber immer nach kurzen Intervallen zu ihrer Mutter gelaufen und blieb auch immer in Sichtweite. Kaum war Swana wieder so weit, das man sie als Schmerzfrei bezeichnen kann, erlitt Lilly, wie ich behaupte aus Sympathie, einen dritten schweren Reheschub. Und das, obwohl Weidegang mehr als eingeschränkt war und wenn dann nur mit Fessbremse. Lilly sollte lt. Tierarzt auch in die Tierklinik. Jedoch haben wir schnell die Notbox bei uns freigemacht und sie von Swana und dem Fohlen getrennt. So bekam Lilly bei uns daheim ihre Medikamente, die Angußverbände und die Wasserbäder.

Man ist eben morgens schon um halb sechs zum Hufebaden und massieren aufgestanden, hat sich den Tag mit Lillys Besitzern in Intervallen eingeteilt, so das auch Lilly bis zu vier/fünf mal am Tag im Wasser stand und ordentlich versorgt wurde. Dennoch wollte es dieses Mal nicht besser werden. Sie stand fast 4 Wochen sehr, sehr schlecht bzw. sie lag die meiste Zeit in der Box. Die Tierärzte der Tierklinik Quernheim gaben Lilly kaum noch eine Chance. Jedoch gaben wir nicht auf. Und Lilly hat es geschafft!!

Den ganzen Sommer über haben wir bei Swana und Lilly täglich Hufbäder und Massagen an den betroffenen Vorderbeinen gemacht und als die Symptomfreiheit gegeben war, wurde auch die Medikamentengabe heruntergefahren. Irgendwann stellte ich von Equipalazone-Pulver auf ASS 500 Tabletten um. Ende August 2002 bekamen Lilly und Swana von mir noch 2x tägl. 2 Tabletten ASS 500. Mit dieser Dosis intus und dem Maulkorb – den mittlerweile auch Swana besitzt – und einer geringen Weidezeit durften Swana, Svandis und Lilly dann auf die Weide. Mitte September ließ ich dann schon den Maulkorb weg – weil trotz abpolstern der Schnallen Druckstellen im Maulbereich entstanden, und gerade bei Lilly auch die “Lippen” wundscheuerten. Jedoch durften die Ponys nie länger als 2 – 3 Stunden auf die Weide. Im Oktober und November blieben sie dann schon bis zu 4 oder 5 Stunden auf der Weide.

Im November/Dezember durfte dann nochmal unser Tierarzt kommen. Eigentlich nur zwecks Impfung bei Swana und dem Fohlen, aber natürlich sah er auch nach den Beinen. Völlige Begeisterung und die Erlaubnis nun langsam wieder mit dem Training zu beginnen waren die Folge des Besuchs.

Da gerade bei Swana durch die Hufrehe auch Spätfolgen an den Hufen vorhanden waren, mußten Thomas und ich uns bei der Hufpflege etwas einfallen lassen. Bei Swana war doppelte Hufwandbildung und entsprechende “Löcher” in der Hufaußenwand die Folge der Rehe. In entsprechenden Büchern über Hufrehe hatten wir nun etwas über Hufnachbildungen mit Kunsthorn gelesen. Ich besorgte mir noch ein paar Informationen über das Internet darüber und dann wurde die Rekonstruktion in Angriff genommen. Wir entschieden uns für “Hypona Spare Hoof” Kunsthorn Zuerst mußten wir nur zwei “kleinere Löcher” in der Hornwand flicken. Das hielt auch super und wenn man nicht wußte, das dort vorher ein Loch war, sah man auch kein Flickwerk. Beim zweiten mal mußte Thomas dann die Hufe kitten, weil die geklebte Stelle natürlich heruntergewachsen war. Wir waren sehr gespannt wie das Kunsthorn sich als Tragmasse macht, denn es mußte genau die Lauffläche und der Tragrand geklebt werden. Doch es hält wirklich super.

Mittlerweile reite ich Swana wieder fast täglich – je nachdem wie es die Arbeit so zuläßt – und sie geht klar. Bei Swana haben wir eine Reheschubfreiheit seit Juni 2002.
Auch mit Lilly wurden wieder Spaziergänge (mit Kind obendrauf) gemacht.
Bei Lilly war seit Juli 2002 kein erneuter Schub eingetreten.